In dem Kartenwerk „Adolf Stiehler’s Hand Atlas Über Alle Theile Der Erde Und über das Weltgebäude“ von 1879 wurde Cavembourg erstmals auch kartographisch festgehalten. So findet man Cavembourg zusammen mit den Niederlanden, Belgien und Luxemburg auf Blatt 33.

Der Fehler in der Landesvermessung im Vorfeld des Wiener Kongresses 1814, der ja zur Gründung Cavembourgs führte, war nicht nur eine große Herausforderung an die Geodäsie (der Ausmessung der Erdoberfläche), sondern bedeutete auch eine Krise des metrischen Systems.
So „wuchs“ mitten in Europa ein Stück Land aus dem Nichts, das alle bisherigen Vermessungen obsolet zu machen drohte. Der bisher gültige „Urmeter“ von 1791, der als der Zehnmillionste Teil des Erdmeridianquadranten (die Strecke vom Pol zum Äquator) definiert war, geriet noch ungenauer.
Man übernahm zwar seinen Nachfolger von 1799 während der „Internationalen Generalkonferenz für Maß und Gewicht“ 1889, aber das wissenschaftliche Komitee ergänzte ihn um den Quotienten 1:87.
Rechnerisch konnte so die Ungenauigkeit weitestgehend ausgeglichen werden. In der Geodäsie spricht man vom H0-System (sprich: „Ha-Null“, benannt nach dem Leiter des wissenschaftlichen Komitees Dr. Harald Nullinger 1830 – 1912). Noch heute ist dieser formale Rechenschritt bei Fachleuten sehr umstritten, da es in einzelnen Fällen zu Abweichungen des Quotienten kommt (z.B. 1:93,5 oder 1:100).

1930 gab es auf Grund des Flughafenbaus im Süden des Landes eine große Landreform. Die Landesteile, die unter anderem für den Flughafen bebaut werden sollten, gab man an Luxemburg ab. Als Kompensation bekam Cavembourg die Gebiete westlich der heutigen Autobahn 7. Cavembourg beteiligte sich an der Finanzierung des Flughafens und sicherte sich bis heute die entsprechenden Namensrechte: International Aéroport de Luxemburg et Cavembourg. Im Zuge des Neubaus des Terminal A im Jahr 2008 war eine Zugverbindung von Luxemburg/Stadt und Cavembourg/Stadt zum Flughafen geplant. Luxemburg stieg aber aus finanziellen Gründen während der Bauarbeiten des Flughafenbahnhofs aus, so dass der Flughafen heute nur über Cavembourg/Stadt mit dem Zug erreichbar ist. Auch die alte Eisenbahnstrecke zwischen Luxemburg/Stadt und Cavembourg/Stadt verlegte man wegen des Flughafens. Sie führt heute durch den 4 Kilometer langen „Tunnel ferroviaire de roi“.
Fortsetzung folgt: Rückblick Teil 1: Heinrichs Kindheit und Jugend
Hallo Gregor,
greg hat geschrieben: ↑
Fr 23. Jun 2017, 17:51
die unter dem Kommando des Abenteurers Karl Napf standen.
leider sind in den Kriegswirren 1870/71 einige wichtige Unterlagen aus dem Staatsarchiv verschollen, die noch einiges zum heroischen Feldherrn Karl Napf ans Tageslicht hätten bringen können. Glücklicherweise gibt es noch eine Familienchronik, die erst vor einigen Monaten von Jolanda Napf-Kuchen, einer Nachfahrin Karl Napfs, an das Bundesarchiv in Koblenz übergeben wurde.
Karl Napf war der ältere Bruder von Blech Napf, einem Entwickler von Kochgeschirren für das Militär. Blech Napf lebte damals in Idar-Oberstein, also nur wenige Reitstunden von Cavembourg entfernt, und arbeitete in dem 1845 von Carl Philipp Fissler gegründeten Fissler-Werk. 1892 schrieb das Unternehmen deutsche Kulturgeschichte mit Blech Napfs Erfindung einer fahrbaren Feldküche, der so genannten „Gulaschkanone“, anfangs auch „Riesen-Blech-Napf“ genannt.
Durch die Geschäftsbeziehungen von Blech Napf zum Cavembourgischen Kriegsministerium konnte Karl Napf als Oberkommandierender der Cavembourgischen Streitkräfte verpflichtet werden. Karl Napfs Ruf hatte in der damaligen Zeit ein so bedeutendes Gewicht, dass er nur zwei Dutzend Söldner benötigte, um Cavembourgs Grenzen erfolgreich zu sichern.
Dass König Heinrich I. 1870 durch seine Rückkehr nach Cavembourg einer Annexion durch fremde Mächte zuvor kam, war ein Geniestreich Karl Napfs, der König Heinrich I. zur Rückkehr in sein Königreich bewegen konnte.
Karl Napf war seinerzeit zwar als „Abenteurer“ verschrien, doch zeigt die Geschichte, dass beispielsweise die Bevölkerung der Schweiz ihn ob seiner Taten für die Eidgenossenschaft ein Denkmal setzte, indem sie im Kanton Bern einen Bergzug und dessen höchsten Berg nach ihm benannten. Grund hierfür war, dass durch Vermittlung Karl Napfs im Jahre 1847 der Sonderbundskrieg bereits nach knapp vier Wochen beendet wurde. Seine Vermittlungsarbeit war dermaßen nachhaltig, dass es die letzte militärische Auseinandersetzung auf Schweizer Boden war.
Auch das Großherzogtum Baden war Karl Napf wegen seiner Leistungen dankbar und benannten einen Bannwald im heutigem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald nach ihm, nachdem er im Jahr 1848 einen republikanischen Umsturzversuch niederschlagen helfen konnte, jedoch im Mai 1849 (also bevor die Württemberger und Preußen in Baden einmarschierten) seinen Posten als Berater des Generalstabs niederlegte.
Karl Napf siedelte nach Östereich um und hatte als Berater Kaiser Franz-Josephs I. einen entscheidenden Anteil am Zusammenschluss von Österreich und Ungarn zur K.u.K-Monarchie, der im Jahr 1867 vollzogen wurde. Kaiser Franz-Joseph I. benannte in Andenken an Karl Napf einen Berg im Tennengebirge nach ihm.
Noch im gleichen Jahr ereilte Karl Napf der Ruf nach Cavembourg, dem er jedoch erst im Jahr 1870 Folge leistete, nachdem er König Heinrich I. in dessen Exil besucht hatte und ihn nach drei Jahren endlich zur Rückkehr auf seinen Thron bewegen konnte. In diesen drei Jahren reiste er im Auftrag der Cavembourgischen Regierung zwischen Berlin und Paris hin und her, um die Neutralität von Cavembourg zu sichern.
Leider waren Deutschland und Frankreich zu jener Zeit noch nicht so weit, dass sie kooperieren wollten – das sollte erst 80 Jahre später funktionieren – weshalb es 1870 doch zu bewaffneten Auseinandersetzungen kam. Aber die Saat war damals in Cavenbourg gesät worden. Manche Pflänzchen brauchen eben etwas länger, bis sie erste Früchte tragen.
„Feuerwehrmann im Herzen Europas“ wäre ein passenderer Titel für Karl Napf gewesen. Er war eigentlich der erste „Europäische Staatsmann“ – über 120 Jahre vor Helmut Kohl.
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Nicht zu verwechseln mit Fress Napf, einem Futtermittel-Händler für Kleintiere, dessen Familienzweig sich beim Ur-Ur-Ur-Urgroßvater Futter Napf (etwa Ende des 17. Jahrhunderts) abspaltete und sogar als Namesgeber eines Unternehmens in Krefeld dient – eine Ehre, die Blech Napf übrigens nie zuteil wurde.
Karl Napp, der abwaschbare ist weder verwandt noch verschwägert mit den „Napfs“, sondern entstammte einer Wäscherei-Dynastie.
Grüße aus Idar-Oberstein
Erich
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@Erich: Deine Quellen über Napf und über die Geschichte im europäischen Kontext sind mir wieder völlig verborgen geblieben. Umso dankbarer bin ich, dass du sie hier mit uns teilst!
Zu deinen Quellen, die sich von denen, die mir vorliegen in grundlegenden Dingen unterscheiden, habe ich drei mögliche Erklärungen: 1. Es muss in dieser Epoche mehrere Karl Napfs gegeben haben. Denn die mir vorliegenden Schriften und Einträge besagen, dass es sich um Karl Napf aus Dapfen handelte. Dapfen ist ein kleines Dorf auf der Schwäbischen Alb, wo auch Heinrich seine Kindheit und Jugend verbrachte.
2. Napfs Leben inspirierte die damalige Kunstszene, insbesondere Schriftsteller, die den Blick auf die Fakten durch Romantisierungen, Ausschmückungen und Heroisirung verdecken. Darauf werde ich im nächsten Kapitel eingehen und Belege zeigen.
3. Ich möcht nicht zu viel verraten, aber Napf aus Dapfen hielt sich längere Zeit in Amerika und Asien auf. Denkbar ist darum auch, dass es sich um einen Identitätsdiebstahl handelt. Dass ein Dritter die Identität Napfs in Europa angenommen hat. Das wäre eine historische Kriminalgeschichte ersten Ranges! Es lohnt sich also da genauer hinzuschauen und weiter zu recherchieren.
Ich werde von Heinrichs Jugend und seiner Beziehung zu Napf, so wie sie sich für mich darstellt, im nächsten Kapitel berichten. Vielleicht bekommen wir den Knoten dann irgendwie auseinander…..
Viele liebe Grüsse und bis bald
8)
gregor
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