Die Luxembourgkrise 1867

1866 hatte Napoleon III. mit Preußen über Gebietserwerbungen als Kompensation für seine Neutralität im preussisch-österreichischen Krieg verhandelt. Dabei ging es Napoleon III. auch um Cavembourg und Luxemburg. Frankreich wollte das Fürstentum Luxembourg vom niederländischen König Wilhelm III. erwerben. Dies hätte die Enklave Cavembourg in das französische Staatsgebiet eingegliedert und die territoriale Einheit Frankreichs hergestellt.

Napoleon bot 5 Millionen Florins, die der in Geldnot geratene Wilhelm III. gut gebrauchen konnte. Nachdem sein Versuch Luxemburg in den Norddeutschen Bund aufnehmen zu lassen gescheitert war, willigte Wilhelm ein. Auch der preussische Ministerpräsident Otto von Bismarck hatte keine Einwände, aber auch keine Unterstützung zugesagt. Als dieser Vorgang jedoch öffentlich bekannt wurde, kam es in den deutschen Fürstentümern zu heftigen Protesten, unter anderem zu einer Petition an Bismarck und den Reichstag des Norddeutschen Bundes. Wilhelm wollte in keinen deutsch-französischen Konflikt hineingezogen werden und trat schließlich vom Kaufvertrag zurück. Napoleon musste seine Pläne fallen lassen, der Zweiten Londoner Vertrag von 1867 erklärte Luxemburg schließlich in zukünftigen Konflikten für neutral und unabhängig.

Für Napoleon III. war dies eine diplomatische Niederlage, die sein ohnehin schon angekratztes politisches Ansehen weiter minderte. Innenpolitisch musste er sich gegen republikanische Bestrebungen wehren und wirtschaftlich ging es Frankreich zunehmend schlechter. Die territoriale Erweiterung und die Einheit mit Cavembourg hätte sein politisches Ansehen gestärkt.

Die Luxemburgkrise verschärfte die Spannungen zwischen Preussen und Frankreich, weil sich Napoleon betrogen fühlte. Gleichzeitig verstärkte die Krise die militärische Bedeutung Cavembourgs für Frankreich. Zahlreiche kriegsvorbereitende Maßnahmen begannen auf dem Territorium Cavembourgs, wie der Bau einer großen französischen Garnisonskaserne und eine direkte Bahnverbindungen Paris – Cavembourg konnte angeschoben werden (Eröffnung 1872). So gut wie alle militärischen Güter transportierte man über die Strecke Grevenmacher – Heinrichsburg mit der Bahn. Die Militärversorgung und Logistik bekam eine bedeutende wirtschaftliche Stellung. Das Land erblühte und erlangte einen bis dahin nicht gekannten wirtschaftlichen Wohlstand. Cavembourg hatte im Jahr 1867 75 000 Einwohner, von denen etwa 48 000 in der Hauptstadt lebten.

Der "Napoleonahorn"
Foto: In Begleitung französischer Gardisten pflanzte Ministerpräsident und Statthalter Frankreichs Hans Esuh (2. Von rechts) am 2. Mai 1867 einen Ahornbaum zu Ehren des Kaiser Napoleon bei den Königlichen Höhlen. „Als Zeugnis des festen Bundes zu den französischen Brüdern und Zeichen der Freundschaft zwischen dem Cavembourgischen Volke und dem Frankenreiche“ so erklärte Esuh in seiner Ansprache „solle der Baum wachsen im Lichte dieser Freundschaft und der Treue zu Kaiser Napoleon“.
Dies ist die einzige zeitgenössische Abbildung der Königlichen Höhlen, die in den Gründungsjahren Heinrich ein Zuhause boten. Man erkennt gut den finalen Ausbauzustand des Komplexes. Zu diesem Zeitpunkt waren die Höhlen bereits leer und unbewohnt. Heinrich hatte seine neue Residenz in der Heinrichsburg und nach dem Putsch Esuhs lebte er im Exil.
Fabula docet - Die Geschichte lehrt
Bild: Fabula docet (die Geschichte lehrt): „Wer allzuviel in seine Tasche steckt, muss darauf sehen, daß er kein Loch hinein bekommt.“ Zeitgenössische Karikatur von Wilhelm Scholz aus dem Bismarck-Album der Zeitschrift Kladderadatsch (gemeinfrei). In der Mitte Bismarck, dem offensichtlich Luxembourg aus der Hosentasche gefallen ist und Napoleon III. der danach greift.
Die Königlichen Höhlen heute:
Foto: Die Königlichen Höhlen heute: Am Zustand hat sich nicht viel verändert. Der „Napoleonahorn“ ist zu einem stattlichen Baum herangewachsen (rechts). Oberhalb der Höhlen führt heute die 1872 eröffneten zweigleisigen Bahnstrecke Cavembourg – Paris entlang, die vom internationalen Transitverkehr zwischen Deutschland und Frankreich stark genutzt wird. Gerade fährt eine schwere Diesellok der Baureihe CC 72000 der französischen Staatseisenbahn SNCF Richtung Cavembourg (Stadt) durch. Vor den Höhlen hat sich ein Kunstmaler niedergelassen. Vermutlich gehört der geparkte Kastenwagen Citroën Typ H zu ihm. Die Höhlen selbst können nach vorheriger Anmeldung im Cavembourger Touristikbüro besichtigt werden. Eintritt ist frei.

Fortsetzung folgt: Der Deutsch-Französische Krieg 1870 – 1871

2 Kommentare zu „Die Luxembourgkrise 1867

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