Da die Geschichte Cavembourgs im 19. Jahrhundert eng mit der Person König Heinrichs I. verbunden ist, soll im folgenden auf seinen Lebensweg (soweit bekannt), dann die genauen Umstände seiner Flucht aus Cavembourg 1864, das Exil in der Schweiz, den Aufenthalt in Rumänien, seine Rückkehr nach Cavembourg 1870 und die Beziehung zu Karl Napf eingegangen werden.
Rückblick Teil 1:
Heinrichs Kindheit und Jugend
Eglingen ist ein 100-Seelen-Nest auf der rauen Alb in Schwäbisch-Sibirien, Gemeinde Gomadingen. Im 19. Jahrhundert ein jämmerlicher, von Kartoffelkäfern und Hungersnöten heimgesuchter Landstrich, dem nur solidere schwäbische Gemüter standhalten konnten und weniger gut Besaitete nur die Auswanderung nach Amerika blieb.
Hier erblickte Heinrich Mehrklin als Pfarrerssohn 1826 das Licht der Welt. Zwischen Kalksteinen auf dem Acker und dem scharfen Wind aus Osten verbrachte er seine Kindheit und Jugend. Es ist davon auszugehen, dass Heinrich bereits damals mit Karl Napf aus Dapfen (einem Nachbarort Eglingens) bekannt war.
Karl Napf erlangte rund um die Schwäbische Alb zweifelhafte Berühmtheit, da er als Hasardeur und Krimineller mit einer Schar Gleichgesinnter in den Städtchen am Fuße der Alb sein Unwesen trieb. Napf und seine Bande hielt sich seinerzeit mit Erpressung, Raubzügen und Überfällen über Wasser. Wobei er durch seinen Charme und schwäbischen Wortwitz auffiel, mit dessen Hilfe er vor allem anwesende Damen zu besänftigen suchte und bei Rhabarberkuchen und Kaffeekränzchen Anlass für vielerlei Ausschmückungen und Übertreibungen bot. So begann die Mystifizierung Napfs als schwäbischer Robin Hood und Schwerenöter.
Als Napf bei einem spektakulären Postkutschenüberfall in Reutlingen nicht nur Wertgegenstände, sondern auch das Herz der Tochter des brandenburgischen Konsuls Ernst Lehmann entwendete, lobte dieser eine Belohnung für Napfs Ergreifung in Höhe von 1500 Taler aus. Ein Betrag der unerhört hoch und auch bei Wohlgesinnten Zweifel pflanzte. Paula Lehmann erlag seinem Charme, dass sie sich nicht nur spontan seiner Bande anschloss, sondern ihn auch kurz darauf heiratete. Verständlicherweise spornte dies alles auch die Mitarbeiter der württembergischen Polizeibehörden an. Der Verfolgungsdruck auf Napf stieg entsprechend.
Heinrich plante seine Auswanderung nach Amerika mit seinem Freund Napf und dessen Frau ab Rotterdam. Von hier aus war die Passage nach Halifax gebucht mit der „Britannia“, einem Raddampfer mit Segeltakelage der Cunard-Linie. Heinrich verpasste seine Überfahrt aus bekannten Gründen, aber Napf und seine Frau gelang die Flucht in ein neues unbescholtenes und umso abenteuerliches Leben.
Als Cavembourg gegründet und die ersten Postwege erschlossen waren nahm Heinrich I. brieflich Kontakt mit Napf in Amerika auf und tauschte sich mit ihm rege über die Regierungsgeschäfte aus. Heinrich konnte nicht ahnen, dass das Wiedersehen mit seinem alten Freund sein eigenes Schicksal besiegeln sollte.

Der Schriftsteller Karl Mai erschuf Karl Napf aus Dapfen ein literarisches Denkmal mit seinen Romanen „Winnipou 1-3“, die das Leben Napfs als „Old Dapferhand“ im Wilden Westen und als Kara Ben Napfi mit der Erzählung „Im Reich des goldenen Tigers“ seine Zeit in Persien nachzeichnen.
Auch Napfs Abenteuer in Cavembourg verarbeitete Mai literarisch in dem biografischen Roman „Old Dapferhand und das Wolfstier von Cavembourg“.
Grundlage für diesen Roman waren Napfs umfangreiche Tagebücher, die auch während seines Aufenthalts in Cavembourg entstanden sind und Karl Mai bei einer Auktion in London erwerben konnte.
Diese Tagebuchaufzeichnungen inspirieren die Kunstwelt bis heute: Bran Stoker übernahm große Teile der Flucht Heinrichs I. sowie das Wolfsthema in seinen Roman „Dracula“ und George Lucas, ein großer Verehrer der Romanfiguren Karl Mais und Erfinder von „Indiana Jones“ und „Star Wars“, soll zu einem mittelbegabten Drehbuchschreiber geäußert haben: „Mai´s words be with you“ – ein Satz, der in seinen Filmen und bei seinen Fans in vielen Bedeutungen variiert….
Auszüge aus den Tagebüchern Napfs, welche die Geschehnisse um das cavembourgische „Wolfstier“ beschreiben und die Grundlage für Karl Mais biografischen Roman „Old Dapferhand und das Wolfstier von Cavembourg“ sind, werde ich später im Original dokumentieren.
Fortsetzung folgt: Rückblick Teil 2: Heinrichs Flucht aus Cavembourg 1864
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