Der Eisenbahnüberfall Teil 1

Das OVNIC sollte nach dem Ende der Weltausstellung nach Cavembourg zurück gebracht werden. Der Transportzug, mit dem OVNIC beladen, fuhr am 14. November 1900 um 10 Uhr 45 ab Paris Bahnhof Marsfeld, um in der Nacht in Cavembourg einzutreffen.

Doch dazu kam es nicht….

In dem Roman „Der Besucher“ von Michael Kriechton wird die Geschichte des Flugobjekts nacherzählt. Künstlerisch aufbereitet, gibt er weitestgehend die wahren Ereignisse wider. Ein Auszug:

Es war ein kalter, grauer Novembertag. Dichter Nebel lag über dem Tal des Flüsschens Alzette, das sich durch die sanften Hügel im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Luxemburg hindurch mäanderte. Im fahlen Novemberlicht standen die Buchen und Ulmen an den Hügelhängen wie kahle Boten einer Schattenwelt. Die Sicht betrug nur wenige Meter, als der Transportzug aus Paris auf den Gleisen am Flussufer in gemächlichem Tempo entlangstampfte. Raoul Muetí, war ein erfahrener Lokomotivführer und mit der neuen Dampflokomotive, auf der er Dienst leistete, bereits bestens vertraut. Sein Heizer Petro war ein gerade mal 18 jähriger Junge aus Cavembourg. Übermütig verrichtete er seine schwere Arbeit und war entschlossen, einmal in die Fußstapfen seines Lokführers zu treten. Heute war seine erste große Fahrt.

Muetí starrte aus dem Fenster des Führerhauses. „Die Suppe wird immer dicker!“ rief er dem Heizer zu. Er fröstelte. Die Hitze, die aus der Feuerbüchse stieg konnte kaum die nasse Herbstkälte durchdringen. Als der Zug aus dem Dunkel eines der vielen Tunnel zurück in die weiße Nebelwand stieß, setzte Regen ein. Muetí drosselte das Tempo. Der Regen rann die Frontscheiben herab, er sah kaum über den Kessel hinaus.
Dann durch die Schwaden bemerkte er vor sich auf den Schwellen einen Schatten. Instinktiv leitete der Lokomotivführer eine Notbremsung ein. Fast gleichzeitig schloss er den Dampfregler, nahm die Steuerung zurück und drehte die Zugbremse. Die Dampfbremse pfiff und die blockierten Räder der Lok stießen gellend Funken aus den Gleisen. Ein Beben durchlief den Zug als er hart auf das Hindernis stieß und es krachend durchbrach. Unwirklich gedämpft durch den Nebel, kam das Brechen von Holz und das Krachen von Metall. Als sei das Geschehen in Watte verpackt und weit entrückt. In einem Sekundenbruchteil hoffte Muetí auf einen Traum, kurz bevor er zu Boden gerissen und unsanft mit dem Kopf gegen den Hebel der Feuerbüchsenklappe schlug. Er schmeckte noch Blut auf seinen Lippen, bevor er in die Bewusstlosigkeit sank.
Sein Heizer indes schleuderte gegen die Kohle des Schlepptenders. Er spürte, wie unter ihm der Tender in die Höhe gehoben wurde. Er sah Kohleklumpen nach vorne in den Führerstand fliegen. Krampfhaft hielt er seine Kohleschaufel in der Hand, sah noch den Lokführer zu Boden stürzen und merkte wie der Schlepptender zurück ins Gleisbett schlug. Kohle und Staub gerieten von hinten unaufhaltsam ins Rutschen und verschütteten den Entsetzten. Als der Zug nach wenigen Metern holpernd und aus den Schienen gesprungen zum Stehen kam, lag er rücklings, die Schaufel noch in der rechten Hand, halb im, halb auf dem Kohleberg, der sich in den Führerstand ergossen hatte.

Unwirkliche Stille trat ein.

Schatten erhoben sich aus der Böschung und machten sich in gewisser Eile am Zug zu schaffen. Ein Pferd wieherte ängstlich, als es an den Transportwagen herangeführt wurde. Gedämpfte Stimmen drangen ins Führerhaus. Hastige Schritt auf losem Geröll, dann das Knirschen von Rädern und das leise Klingen des Pferdegeschirrs einer Kutsche, Befehle wurden gerufen. Schließlich erklomm jemand den Führerstand der Lok um nach den beiden Unglücklichen zu sehen. Petro stöhnte, sein Brustkorb fühlte sich an, als säße eine Kuh auf ihm. Kohlestaub brannte in seinen Augen. Der Regen auf seinem Gesicht vermischte sich mit den Tränen, die rechts und links über seine Schläfen rannen. Er stöhnte und hustete, konnte unmöglich etwas erkennen, hörte aber neben sich eine rauhe Stimme „Bonjour Monsieur, bleiben sie ruhig und es passiert ihnen nichts. Wir holen nur die Fracht.“ Der Junge stöhnte „Wie geht’s dem Lokführer?“ hörte er sich sagen „Ah, dem geht’s gut. Schläft ein bißchen. Wir sind gleich wieder weg.“

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Foto: Die entgleiste Lok hatte nur Schäden an den Zylindern und der Pufferbohle. Sie konnte mit Hilfe eines Dampfkranes wieder auf die Gleise gehoben und abgeschleppt werden. Der Regen ging über die nächsten Tage weiter.
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Foto: Der leere Transportwagen. Gut erkennbar: Der Weg von dem aus der Überfall stattfand. Hier wartete das Überfallkommando auf den Zug.

Fortsetzung folgt: Der Eisenbahnüberfall Teil 2: Der Marsianer

2 Kommentare zu „Der Eisenbahnüberfall Teil 1

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