Die Rekonstruktion des Lebenslaufs Heinrichs I. bringt auch 145 Jahre nach seinem Verschwinden neue Erkenntnisse. So veröffentlichte die Fachzeitschrift „Central European History“ kürzlich eine wissenschaftliche Arbeit, die Heinrichs geheimnisvolle Rückreise aus dem Exil um ein Puzzlestück bereichert.
In der „Heinrichshöhle“ bei Sundwig, einem Stadtteil von Hemer im Sauerland, entdeckte man bereits am Ende des 19. Jahrhunderts eine Inschrift in der Höhlenwand, die man zwar dem cavembourger König Heinrich I. zuordnen konnte (daher der Name der Höhle), aber bis heute blieb fraglich, wann er diese Inschrift in den Kalkstein der Höhle einritzte. Einige Wissenschaftler gingen davon aus, daß er vor seiner Flucht nach Basel zuerst Richtung Preussen unterwegs war, 1864 dann im Sauerland anlangte und sich in der Höhle vor seinen Häschern verstecken musste.
Diese Theorie konnte nun widerlegt werden.
Einem Forscherteam der Cambridge University gelang eine genaue Datierung der Inschrift des angeritzten Kalksteins. Demnach schrieb Heinrich zwischen dem 20. und 31. August 1870 in den Felsen:
„Du denkst also, du kannst mir
den Himmel aus der Hölle erzählen?
Den blauen Himmel aus den Schmerzen?
Kannst du mir von einem grünen Feld erzählen
auf einer kalten stählernen Eisenbahnschiene?
Von einem Lächeln hinter einem Schleier?
Meinst du, das kannst du erzählen?
Heinrich aus Cavembourge“
Dieser Datierung zu folge musste Heinrich 1870, auf seiner Rückreise aus Rumänien, in der Höhle gewesen sein. Auch musste sein Aufenthalt mehrere Tage gedauert haben, da man die Zeilen in dieser Qualität nur schwer an einem einzigen Tag hätte einritzen können. Zu jener Zeit war die Höhle etwas in Vergessenheit geraten und den Eingangsbereich nutzten ansässigen Bauern als Lagerraum für Bier.

Funfact: Auch wenn der Text Heinrichs auf der Höhlenwand sehr assoziativ und offen für verschiedene Interpretationen ist, übersetzte Roger Waters, ein britischer Musiker, den Text 1974 ins Englische und verwendete ihn in einem Lied der Musikgruppe PINK FLOYD. Waters meinte in einem Interview dazu: „Der Text hat mich damals schwer beeindruckt, zeigt er die Entfremdung von sich selbst und darum, sich zu wünschen, wieder der zu sein, der man einst war. Dieser König aus dem kleinen Land musste sich sehr verloren gefühlt haben.“

Fortsetzung folgt: Die Geschichte des Dr. Benjamin Grottler Teil 1: Kindheit und Jugend
Danke an Erich -mornsgrans- für dieses Stück Heinrichsforschung!
Ein Kommentar zu “Neues aus der Heinrichsforschung”