…der die Frage beantwortet, wie die Kriegslokomotive D 311 in den Bestand der ÖBB gelangen konnte.
Ein Leser hat diese Erklärung:
Dann kann es ja nur diese Einheit gewesen sein. Der „Kriegsverlust“ war wohl eher eine „Kriegslist“ der Widerstandsgruppe um Grottler gewesen. Der Lokführer war einer aus dieser Gruppe. In einem unbewachten Moment entführte er die D311.01. Da die Widerstandsgruppe das Bahnpersonal entlang der Strecke unterwandert hatte, gelang es, die Lok in Etappen nach Österreich zu „schmuggeln“.
Hierbei mussten man natürlich höllisch aufpassen, dass niemand das Vorhaben durchschaute, denn Feldgendarmen, Gestapo und SS-Bahnschutz waren geschult, zersetzende Maßnahmen und Sabotageakte zu erkennen.
Glücklicherweise hatte es Grottler irgendwie geschafft, ein halbes Dutzend halbwegs fahrbereite Waggons für den Panzertransport zu organisieren. Mit Hilfe seiner Weggefährten konnten mehrere Panzerwracks aufgetrieben und verladen werden. Um dem Ganzen noch einen offiziellen Anschein zu geben, erstellte Grottler Frachtpapiere, laut denen die Panzerwracks als kriegswichtiges Material in den Reichswerken AG „Hermann Göring“ im Standort Linz/Österreich verbracht werden sollten, um dort eingeschmolzen zu werden. Stahl war bekanntlich in Kriegszeiten sehr knapp, darum musste auch Schrott verwertet werden. So konnte die Lok vom Kriegsschauplatz in der Sowjetunion als Zuglok für „kriegswichtiges Material“ dem Zugriff der Wehrmacht entzogen werden.
In Österreich angekommen, hatte Grottlers Widerstandsgruppe die D311.01 erst einmal optisch in einen scheinbar erbärmlichen Zustand versetzt und auf ein Abstellgleis mit zur Ausschlachtung vorgesehenen Reichsbahn-Lokomotiven verbracht. Dort war die D311.01 vor Ausschlachtungsmaßnahmen sicher, da die D311.02 bereits als Ersatzteil-Lager diente und die D311.03 und D311.04 weitgehend unbehelligt von Schäden blieben.
Hier eine Aufnahme aus Grottlers Nachlass, ein Zufallsfund auf einem Flohmarkt:

So konnte die D311.01 den Krieg überstehen und in den anschließenden Kriegswirren sowie wechselnden Besatzungsmächten dem Zugriff anderer entzogen werden.
Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Grottlers Aktion Vorlage zu dem 1964 erschienenen Film Der Zug mit Burt Lancaster in der Hauptrolle gewesen sein. Lediglich Ort und Hintergrund der Handlung wurden aus dramaturgischen Gründen geändert.
Ich hoffe, damit etwas Licht in die Sache gebracht zu haben.
P.S.:
Bei der auf dem Foto oben am linken Bildrand abgelichteten Lok handelt es sich um die ehemalige 39 033 (G10), die nach Reparatur des vorne abgerissenen Kessels 😉 in Magdeburg unter der Bezeichnung 22 066 als Dampfspender diente und jetzt im Dampflokmuseum Hermeskeil/Hunsrück steht.
Vielen Dank an Erich!
E N D E
2 Kommentare zu „Nachtrag zur Geschichte von Dr. Benjamin Grottler“