Nach der Sprengung der beiden Eisenbahntunnel lag der Verdacht eines Sabotageanschlags bekanntlich auf der Hand und als die Gefahr einer deutschen „Untersuchung“ offensichtlich wurde, machte der verantwortliche cavembourgische Innenminister Marcel Jamet einen gewagten Schritt: Er weihte den deutschen Hauptmann der in Cavembourg stationierten Soldateneinheit in die staatliche Verschwörung, die um ihn und seine Männer gewoben war, ein. In seiner Unterredung mit Hauptmann Merker ließ Jamet zwar viele Einzelheiten der Konspiration aus, konnte ihn aber überzeugen, mit seinen Soldaten die Lage am Berg Mont Cave zu erkunden.
So kam es, dass die deutschen Panzerfahrer der 11. Schweren Kampfwagenabteilung auf ihrer „Promenade“ von Hauptmann Merker und seiner Mannschaft beobachtet wurden.
Hintergrund:
Im Laufe des Krieges hatten sich die Uniformen der deutschen Soldaten aller Gattungen stark verändert. So ersetzte 1915 die einheitliche Uniformfarbe „Feldgrau“ das im Felde zu auffällige „Hechtgrau“ und die bunten Länderuniformen des Reiches. Stahlhelme ersetzten ab 1916 die überholten „Pickelhauben“ und viele andere Dinge mussten zum Teil auf Grund von Erfahrungswerten, zum Großteil aus Mangel verändert oder vereinfacht werden. Militärische Entwicklungen, von denen die isolierten deutschen Soldaten in Cavembourg bekanntlich abgeschnitten waren. Als dann noch ein englische Mark IV – Panzer ohne Hoheitszeichen im Dorf Montcave erschien, waren Missverständnisse vorprogrammiert.
Hauptmann Merker lag mit seinen Männern oberhalb des Dorfes in Stellung, als die Soldaten der 11. Schweren Kampfwagenabteilung in Montcave einrückten. Er sah wie die Dorfbewohner auf dem Kirchplatz zusammen getrieben wurden und bemerkte den Panzerwagen, der durch die enge Dorfstraße rollte. Ihm war nicht klar, mit wem er es zu tun hatte. Schließlich entschied er sich einzugreifen.
Merker teilte seine Mannschaft in zwei Gruppen, um das Dorf von zwei Seiten anzugreifen. Er führte seine Gruppe in einem Bogen um das Dorf und traf von der Talseite auf die Dorfstraße. Die andere Gruppe kam auf dem Pfad den Berg herunter, verteilte sich und eröffnete das Feuer.
Die Soldaten der Kampfwagenabteilung hatten auf ihrer „Promenade“ mit keinerlei Widerstand gerechnet, zum Teil waren ihre Gewehre noch nicht einmal geladen, der Panzer hatte nur den Maschinisten an Bord. Der Rest der Besatzung half bei der Räumung der Häuser und Plünderung der Weinkeller. Der Wein hatte seine Wirkung noch nicht ganz entfaltet, als das Verhängnis seinen Lauf nahm:
Die ersten Schüsse fielen. Sofort brach Panik aus. Die Dorfbewohner schrien auf, flüchteten in die Kirche oder sprangen über die Kirchhofmauer talabwärts und flohen über die Weinberge. Die angegriffenen und bereits angetrunkenen Soldaten eilten auf die Straße, suchten Deckung und machten sich hektisch daran ihre Verteidigung aufzubauen. Der erste Mann war bereits gefallen.

Merker und seine Gruppe wartete bis die Verteidigung sich auf die Bergseite einschoß und rückte dann vor. Die zweite Überraschung kam, als Merker den zweiten Angriff von der Talseite ausführte.
Die Männer der 11. Schwere Kampfwagenabteilung, angetrunken, kampfesmüde und ausgezehrt, flohen kurzerhand talabwärts und ließen den Panzer, den Fotografen und den gefallenen Kameraden zurück.
Innerhalb von nur 15 Minuten war das Dorf von Merker und seinen Männern eingenommen. Der Panzer kam während des Angriffs nicht zum Einsatz und blieb unbeschädigt.
Die dritte Überraschung des Tages war dann auf Merkers Seite, als der festgesetzte Fotograf die vermeintlichen Sieger mit einem bayrischen „Grüß Gott!“ begrüßte.
Fortsetzung folgt: Der 1. Weltkrieg Teil 9: Rauch über Cavembourg
2 Kommentare zu „1. Weltkrieg Teil 8: Drei Überraschungen in Montcave“