Der 2. Weltkrieg Teil 13: Die Rückkehr der Königin

In der Nacht zum 28. August 1944 erreichten die Königin und Hermann Merker mit General Eisenhower und Einheiten der 28. U.S. Infanteriedivision die bereits befreite, französische Hauptstadt. Der Pariser Bürgermeister Pierre Taittinger, den Siegfriede aus besseren Tagen, anlässlich verschiedener Wein- und Champagnermessen persönlich kannte und schätzte, quartierte sie in seine Stadtvilla ein.
Am 29. August nahm Siegfriede dann, auf Einladung Eisenhowers, an der Siegesparade der amerikanischen Streitkräfte auf der Avenue des Champs-Élysées teil.

Foto: Die Siegesparade der U.S. – Truppen. Siegfriede fuhr an der Spitze der Parade, direkt hinter General Eisenhower (man kann Siegfriede vorne rechts im Auto auf der Rückbank sitzend erkennen). General de Gaulle hatte eine französische Siegesparade zwei Tage vorher abgehalten und befand sich nun auf der Tribüne am Place de la Concorde.

Am 30. und 31. August traf sich die Königin in der Villa Taitinger mit den Generälen De Gaulle und Eisenhower um über die prekäre Lage der Pariser Stadtbevölkerung zu beraten, während sich Merker mit Führern der Résistance und seiner ehemaligen LFCM, die sich bekanntlich den Franzosen angeschlossen hatte, im Ostteil der Stadt zusammenfand.
Die Widerstandsgruppen waren nicht entwaffnet worden, was Angesichts der prekären Lage in der Stadt zu massiven Problemen führte. Lebensmittelknappheit und eine drohende Hungersnot führten zu bewaffneten Unruhen und Plünderungen, aber auch zu politischen Aktionen, wie die Gründung kommunistischer Räte in einigen Vororten und Bezirken. Siegfriede sicherte de Gaulle Lebensmittellieferungen aus Cavembourg zu, sobald das Königreich befreit wäre. Und de Gaulle, der alle wehrdienstfähigen Résistancekämpfer in die französische Armee eingliedern wollte, versprach dabei zu helfen.

Eisenhower musste die deutschen Verbände nach Compiège, Richtung Nordosten, verfolgen und konnte der Befreiung des Königreiches und damit der Versorgung der französischen Hauptstadt keine Priorität einräumen. Doch als de Gaulle Schutz für die Königin und Hilfe bei der Befreiung ihres Königreichs zusicherte, ließ Eisenhower das „Jableman Corps“ und die Lokomotive Class 4012 an den Gare de l’Est verlegen. Die Lokomotive sollte eine schnelle Versorgung der französischen Hauptstadt garantieren, sobald man Cavembourg erreichte.
Die im Jahr 1872 eröffnete und 1931 zweigleisig ausgebaute Schnellbahn-Magistrale Paris – Reims – Luxemburg – Cavembourg entpuppte sich als strategischer Glücksfall, denn sie war bis auf wenige, kleinere Kriegsschäden, von den Deutschen einwandfrei in Schuss gehalten worden und für die schwere Class 4012 vollumfänglich und ohne größere Ausbesserungsarbeiten befahrbar.

Die US-Armee bewegte sich über Amiens, Cambrai und schließlich dem Kessel von Mons in Richtung Belgien und bündelte auf dieser nördlichen Route fast alle deutschen Kampfverbände, die sich auf ihrem Rückzug noch in Nordfrankreich aufhielten. Das bedeutete für die französischen Soldaten, die auf ihrem südlichen Weg Richtung Osten die Eisenbahnstrecke sicherten, kaum Feindberührung und ein schnelles Vorankommen. Das Fehlen der Class 4012 für den militärischen Nachschub der alliierten Truppen, versuchten die Amerikaner mit Lastkraftwagen auszugleichen. Der bisher mit der 4012 gut geschmierte „Red Ball Express“ geriet ins Stocken und immer wieder kam es nun zu massiven Nachschubproblemen und sogar zu tagelangen Pausen beim alliierten Vormarsch.

Am 5. September erreichten die französischen und cavembourgischen Kämpfer Luxemburg und einen Tag später Cavembourg, wo man unter dem Kommando von Hermann Merker die letzten deutschen Besatzer fast kampflos vertreiben konnte.
Am 10. September erreichte die US-Armee von Norden her Luxemburg. Zeitgleich traf Siegfriede in Cavembourg ein.

Die allgemeine Freude über den Abzug der deutschen Besatzungsmacht steigerte sich, als die legendäre 4012 „Big Boy“ am 10. September 1944 erstmals in den Hauptbahnhof der Hauptstadt Cavembourgs einfuhr und geriet in enthusiastische Begeisterung, als zur Überraschung der Anwesenden am Bahnhof und bald des ganzen Landes, die geliebte Königin Siegfriede dem Zug entstieg und aus dem Exil in ihre Heimat zurückkehrte.
Sichtlich gerührt, mit Tränen in den Augen, stieg die Königin auf die kleine Plattform oberhalb der Vorlaufachse der großen 4012 und hielt eine kurze Ansprache, die schließlich im Freudentaumel der Zuhörer endete. Die Herzen der Cavembourger flogen ihr zu. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Wieder füllte sich der Place-du-Roi mit einer großen Menschenmenge und wieder feierten die Cavembourger ihre Königin, als sie an der Spitze eines Triumpfzugs, ihrem Wohnhaus in der Innenstadt entgegen schritt. Der Place-du-Roi sollte sich erst am nächsten Morgen leeren.

Hinweis zum Film: Ausschnitt aus einer Kriegsberichterstattung des amerikanischen Fernsehens über die Einfahrt der Lokomotive 4012 in Cavembourg und die Rede Siegfriedes im Bahnhof. Dem Filmausschnitt fehlt die ursprüngliche Tonspur des amerikanischen Sprechers. Sie hatte durch die enthusiastische Kommentierung die Rede der Königin unverständlich werden lassen.

Foto: Die UP Class 4012 in Cavembourg September 1944.
Foto: In den darauffolgenden Wochen war diese Lokomotive ein sehr beliebtes Motiv bei den Hobbyfotografen der SBB im Königreich.
Foto: Die 4012 im Hauptbahnhof Cavembourg, zusammen mit einer S160 im November 1944 (die S160 schon mit einer Stirnbeleuchtung der SRCF ausgestattet, die 4012 mit einem „Normativ Europeen Main Shaft“ (NEM-Schacht), der bekanntlich an dieser Lokomotive in Europa eingeführt wurde)

Fortsetzung folgt: Die Zerstörung der „Big Boy“ Class 4012 und das Ende des „Jableman Corps“

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